Wenn man einmal hier ist, kommt man schlecht wieder los", antwortet Paul Müller auf die Frage, warum er als Jugendlicher in seiner Findungsphase beim Ahauser Betrieb Helmut Daume Dachhandwerk anheuert. Er fand seinen Weg in der Ausbildung zum Bürokaufmann, die er anschließend mit der Weiterbildung zum Betriebswirt veredelte. Zusammen mit Schwager Ingo Daume steigt er nun in die Geschäftsführung ein. Geschäftsinhaber und Familienvater Helmut Daume kann sein Glück kaum fassen: „Das ist das DAUME-Gen. Ein Glücksfall, aber kein Zufall, dass wir hier zwei junge, bis in die Haarspitzen motivierte junge Leute haben, die im 103. Firmenjahr das Familienunternehmen in die vierte Generation führen werden."
,,DAUME-Gen" - hört sich an, wie aus der Zeit gefallen...
Ingo Daume: Mag sein, tut aber gut. Und zwar jedem Einzelnen und dem Betrieb. Ein Beispiel: Markus Öttigmann haben wir als Finanz- und Lohnbuchhalter vor zwei Jahren eingekauft, damit er unsere langjährige Mitarbeiterin Christel Scholz im nächsten Jahr ersetzen kann, wenn sie in ihren wohlverdienten Ruhestand geht. Er bringt frische Ideen mit in den Betrieb, fühlte sich schnell heimisch, qualifizierte sich zusätzlich zum Marketingbeauftragten und wurde dadurch für uns zu einer neuen Bereicherung. Auch er ist, genau wie alle anderen mittlerweile über 70 Mitarbeiter, ein Glücksfall, aber kein Zufall. Das ist das DAUME-Gen - gut für alle Beteiligten.
Paul Müller: Im Detail heißt das, dass wir uns einen Markus geleistet haben, obwohl Christel Scholz noch jahrelang bei uns ist. Wir besetzen Positionen gezielt mehrere Jahre doppelt. Das kostet natürlich Geld - für uns aber sind das Investition in die Zukunft. Ein anderes Beispiel haben wir aktuell im Fassadenbau, wo wir jetzt schon einen Nachfolger für den dort verantwortlichen Architekten Dipl.Ing. Michael Neuhaus aufbauen. Wir sichern Michaels Expertise für den Betrieb und verschaffen dem neuen Kollegen Know-how und Routine, damit er eines Tages reibungslos in die Verantwortung gehen kann.
Ein Gen als Erfolgsfaktor?
Paul Müller: Natürlich, es ist ein entscheidender Faktor für unseren Erfolg! Andere haben Personalmangel, wir nicht, wir wachsen kontinuierlich und gesund. Jedes Jahr kommen im Schnitt zwei Kolleginnen und Kollegen dazu, in diesem Jahr sogar fünf Kollegen eines befreundeten und in Auflösung befindlichen Betriebes - und alle bleiben bei uns! Mit ihnen wird sich das Unternehmen auch künftig gut weiterentwickeln, das kann gar nicht anders sein. Im letzten Jahr haben wir die zehn Millionen Euro Marke geknackt. Da hat jeder Einzelne von uns seinen Anteil dran, und zwar von Anfang Januar bis Ende Dezember. Zum Gen gehört aber auch für uns alle, jeden Tag vor der Welle bleiben zu wollen, das heißt immer schön nach vorne zu gucken und bei neuen Trends am Ball zu sein.
Der Blick nach vorne kennzeichnet die gesamte Helmut Daume-Ära, der dritten Generation von immerhin 45 Jahren. Drei Beispiele dafür sind?
Helmut Daume: Mir war neben der fachlichen auch immer die betriebswirtschaftliche Expertise wichtig. Deshalb habe ich als ausgebildeter Dachdecker und Klempner die kaufmännische Qualifikation draufgesattelt. Ein Beispiel vorausschauender Entwicklung und Handelns ist in diesem Zusammenhang eine umfassende Kostenstellen- und Kostenträgerrechnung, die ich mit einer hausinternen Leistungsebene aufgebaut habe. Fast parallel würde ich das zweite Beispiel nennen, nämlich die Einführung eines Qualitätsmanagements nach ISO 9001 vor 26 Jahren. Seitdem sind wir industriell angehaucht und als prozessorientierter Dachdecker über den klassischen Handwerksbetrieb hinausgewachsen.
Ein drittes Beispiel ist sicher der Fassadenbau, in den wir vor zehn Jahren eingestiegen sind und der inzwischen zu unseren Kernkompetenzen zählt. Wir sind Meister der vorgehängten hinterlüfteten Fassade, die wir technisch perfekt in einer großen Auswahl an Farben, Formen und Materialien fertigen.
Warum sind wir da so gut? Weil wir auch hier in unsere Expertise investiert und erstklassige Kompetenzen aufgebaut haben. Als Mitglied des FVHV (Fachverband für vorgehängte, hinterlüftete Fassade) bilden wir Fassadenmonteurinnen und -monteure selbst aus.
Wir haben unsere Kundschaft weit über das Münsterland und das Ruhrgebiet hinaus aufgebaut - hohe Häuser mit kleinem Deckel und großer Fassade. Auf Wunsch montieren wir sogar Briefkästen, Tür und Klingelknöpfe, alles mit eigener Manpower und mittlerweile auch Womenpower.
Das sind große Fußstapfen! Wie geht's weiter?
Ingo Daume: Wir werden das Qualitätsmanagement sowie das ganzheitliche und prozessorientierte Denken weiter ausbauen. Der Fassadenbau ist ja ein großer Schritt hin zur ganzheitlichen Betrachtung eines Gebäudes. Wir ruhen uns auch hierauf nicht aus und gehen den Weg konsequent weiter - hin zum Ideengeber und Leistungszentrum rund um die gesamte Gebäudehülle. Die meisten Voraussetzungen erfüllen wir schon - wir haben Architekten, das technische Zeichnen (CAD), die Ideen, Netzwerke und vor allem hoch qualifizierte Handwerker.
Gibt's Pläne zur Nachhaltigkeit, insbesondere zur Dach- und Fassadenbegrünunq?
Ingo Daume: Vor der Welle zu sein, heißt auch, in puncto Nachhaltigkeit aufmerksam und mutig zu sein, neue Wege mitzugehen. Seit Jahren schon setzen wir auf ökologische Materialien und auf Energieeffizienz und Energiegewinnung am Gebäude.
Photovoltaik und Begrünung auf Dächern sind schon fast selbstverständlich. An manchen Hochhäusern in den Ballungszentren werden zunehmend auch die Fassaden zur Energiegewinnung genutzt und bei uns, unter welchen Voraussetzungen wir an der Entwicklung in puncto technischer Umsetzung, Pflege und Wartung teilhaben können. Wir beobachten auch diese Entwicklung mit all ihren Hürden sehr aufmerksam und prüfen bei uns die Möglichkeiten der Machbarkeit sowie der Pflege und Wartung.
Das Architektenforum ist einmal im Jahr ein Hotspot für Fachleute aus dem ganzen Münsterland. Wird die vierte Generation das Format weiterführen?
Paul Müller: Unser Architektenforum hat sich zu einem wertvollen Ideengeber übrigens auch zum Thema Ökologie und Nachhaltigkeit und zu einem lebendigen Austauschformat entwickelt. Neben den Weiterbildungspunkten für die Teilnehmer, die man hier sammeln kann, sind es die hochkarätigen Referenten und die Gelegenheit zum persönlichen Austausch, die bei den etwa 100 teilnehmenden Architekten und Planern immer super ankommen. Die Veranstaltung werden wir federführend mit unserem Architekten Dipl. Ing. Michael Neuhaus auf jeden Fall weiterführen.
Ein prall gefülltes und ein erfülltes Berufsleben. Wie fühlt es sich an, nach 45 Jahren nun zu gehen?
Helmut Daume: Es fühlt sich sehr gut an, weil das Spielfeld bestens bestellt ist, und zwar inhaltlich und personell. Damals habe ich 20 Mitarbeiter aus der ehemaligen Handwerksabteilung Daume mit in meinen Betrieb genommen, heute arbeiten hier 70 top ausgebildete und motivierte Kolleginnen und Kollegen. Sie alle sind unentbehrliche Spieler einer präzise austarierten Mannschaft. Besonders stolz bin ich auf die Ausbildung von zur Zeit acht Auszubildenden, insbesondere von zwei Mädels.
Hinzu kommt, dass ich gerade ein erstes Mal Opa geworden bin und mich auf die Zeit mit meinem Enkel sehr freue. Zwei Jahre noch werde ich Ingo und Paul begleitend zur Seite stehen, um dann das Ruder endgültig zu übergeben.