Umbau St. -Josefs-Kirche in Ahaus Anzeige

Kirche im neuen Gewand

AHAUS. Umbau und Neustart von St. Josef als Kirche und Gemeindezentrum in einem Gebäude.

Von Außen fallen die aufwendigen Umbaumaßnahmen nicht gerade direkt auf. Erst bei näheren Betrachten der St. Josefkirche wird das ganze Ausmaß deutlich.

Es hat sich einiges verändert für die Besucher der Gottesdienste in der katholischen Pfarrkirche St. Josef. Der Außenbau ist weitgehend verblieben, wenn man von einem neuen Ausgang aus der Kirche an der Nordseite gleich neben der Sakristei, einer weiteren Außentür unter dem Turm an der Südseite aus dem jetzigen Jugendraum und den großen, schmalen rechteckigen Fensterdurchbrüchen an beiden Langseiten absieht. Innen hat sich einiges verändert, denn aus dem großen Kirchenschiff wurde der Turmbereich abgetrennt und zum Gemeindezentrum um- und ausgebaut. Blickt der Besucher im Kirchenschiff zum Altar, fällt nur der rechteckige Durchbruch für die Außentür auf. Schaut man vom Altar zum Turm, zeigt sich das ganze Ausmaß des Umbaues, denn die Kirche wurde dadurch verkleinert.

„Das war ein schwieriger und langwieriger Prozess, denn es ging ja auch darum, vorhandene Räume effektiv zu nutzen“, markiert Felix Büter, stellvertretender Vorsitzender des Kirchenvorstands und Mitglied des Bauausschusses, den Prozess, der 2016 mit der Gründung des Perspektivausschusses begann. Ziel war es, den Kirchenstandort St. Josef in Ahaus zu erhalten. Erste Gespräche mit der Stadt Ahaus im Jahr 2017 mündeten im April 2018 in den Kauf des Josef-Cardijn-Hauses durch die Stadt. Durch Besichtigungen in Gemeinden in Haltern und Reken bildete sich eine Perspektive für St. Josef in Ahaus. Im Mai 2018 fasste der Kirchenvorstand endgültig den Beschluss, die Kirche zu erhalten, aber als Kirche zu verkleinern. Verschiedene Modelle folgten, die im Dezember 2018 schon relativ konkret geworden waren.

500.000 Euro hatte der Verkauf des Josef-Cardijn-Hauses in die Kasse der Gemeinde gespült. 150.000 Euro kamen vom Bistum Münster, 120.000 Euro von der Kirchengemeinde. Die veranschlagte Umbausumme von 920.000 Euro konnte dadurch gesichert werden.

Nur mit örtlichen Betrieben gearbeitet

Im August 2020 wurden die ersten Auftragsarbeiten vergeben. „Das waren alles zu 100 Prozent örtliche Betriebe, die wir beauftragt haben“, ergänzt Büter. Im Dezember 2020 wurden die letzten Aufträge vergeben für die Küche und die Außenanlagen. Bereits im September 2020 begannen die ersten konkreten Umbaumaßnahmen. Am 14. August 2021 war der Umbau beendet, wenn man von winzigen Details absieht. Die Außenanlagen sind noch nicht fertig. Der Efeu wurde bereits von der Außenhaut entfernt. Es fehlt noch eine Zuwegung des Eingangs zum Jugendraum und die Orgel ist noch nicht aufgebaut.

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Daniel Schoppen (Zentralrendantur Ahaus-Vreden), Felix Büter (Mitglied des Bauausschusses) und Marc Klein-Günnewick, Verwaltungsreferent der Kirchengemeinde, zeigen sich begeistert über den gelungenen Umbau. FOTOS (4) MEISEL-KEMPER

„Wir haben die alte Übergangsorgel aus St. Mariä Himmelfahrt übernommen. Sie wird Ende der Woche aufgebaut“, ergänzt Marc Klein-Günnewick, Verwaltungsreferent der Kirchengemeinde. „Die alte Orgel in St. Josef wäre nur für viel Geld wieder benutzbar geworden. Die Orgelpfeifen konnten wir nach Polen verkaufen“, fügt Büter hinzu.

Der alte Eingang unter dem Turm wurde nicht verändert, inklusive der Türblätter. Die Rundbögen im Inneren hinter der Eingangstür wurden ebenfalls nicht angetastet. Links und rechts wurden Toiletten eingebaut. Der neue Mittelgang hebt sich von den weitgeschwungenen Rundbögen des Altbaus durch seine eckige Form ab. Über dem Mittelgang ist durch Glasscheiben der Blick frei auf die Decke des Gebäudes. Nach dem Verlassen des Mittelgangs betritt der Besucher einen großen Gemeinschaftsraum mit neu eingebrochenen Fenstern, der durch mobile Trennwände mehrfach teilbar ist. Erst danach betritt man die Kirche, die sich fast unverändert darbietet. 
 

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Besonders auffällig sind die Verblender aus Kupfer. Zunächst sorgten sie für Skepsis, jetzt jedoch für Begeisterung innerhalb der Gemeinde.

Überraschung beim Boden

Eine wichtige Überraschung hatte der Einbau der neuen Räume allerdings parat. „Man ist damals beim Bau der Kirche 1952 wohl ziemlich sparsam vorgegangen. Die Bodenplatte war an manchen Stellen nur zwei Zentimeter dünn, an anderen wiederum bis zu zwölf. Das mussten wir verstärken“, verweist Daniel Schoppen, Zentralrendantur Ahaus-Vreden, auf das vielleicht größte bauliche Problem. Das sprengte den finanziellen Rahmen jedoch nicht.

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Im Inneren hat sich die Josefskirche sehr gewandelt. Der verkleinerte Kirchenteil erinnert noch an den früheren Zustand, das Gemeindezentrum hingegen ist komplett neu.

Einsparungen wurden an den Fenster- und Türwandungen gemacht. Statt Sandsteinfassungen griff man zu Kupfer als Verblender. „Am Anfang herrschte eine grundkritische Haltung in der Gemeinde vor. Je mehr dieses Vorhaben Gestalt angenommen hat, umso zufriedener und glücklicher waren sie. Ich persönlich bin ziemlich begeistert“, ergänzt Büter. 
 

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Die alten Kirchenfenster verleihen den Räumlichkeiten einen ganz besonderen Charme.
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Von oben kann man einen Blick durch die Glasflächen auf den Gang im Gemeindezentrum werfen.

Die ursprünglichen Pläne für den Umbau hatten Heiner Farwick und Dagmar Grote entworfen. Wilma Karakas, Architektin aus ihrem Büro, hat die Umsetzung als Bauleiterin in die Hand genommen. Alle Rahmen eingehalten Unsichtbar, aber dennoch vorhanden sind die Maßnahmen zum Brandschutz, die Erneuerung der Elektronik, der Einbau einer energetischen Heizungsanlage und der Einbau der Sanitärräume inklusive des behindertengerechten Toilettenraumes. „Das ist ein großer finanzieller Aufwand, den man fast nicht sieht“, markiert Büter diesen Aspekt. Der Finanzrahmen und der Zeitrahmen wurden jedenfalls eingehalten. Darauf sind Büter, Schoppen und Klein-Günnewick zurecht stolz. Elvira Meisel-Kemper